1996: Das Landesamt für Denkmalpflege beauftragt eine Studie zum Umgang mit der Barfüßerkirche

 

„Die Barfüßerkirche in Erfurt, neben der Predigerkirche eine der herausragendsten Bettelordenskirchen Deutschlands, ist durch Kriegseinwirkung 1944 immer noch schwer geschädigt. Die Ruine wurde frühzeitig gesichert, der Chor 1950 - 1957 wieder instandgesetzt. Vom Langhaus fehlen die südliche Arkadenwand und das südliche Seitenschiff. Die nördlichen Seitenschiffgewölbe mußten bereits vor Jahren aufgegeben werden, erst in jüngster Zeit wurden notwendige Sicherungsarbeiten am Westgiebel aufwendig durchgeführt.

Für das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege ist dieser Zustand auf Zeit unerträglich, das Bauwerk muß endlich dauerhaft gesichert werden. Wir haben uns deshalb entschlossen, Varianten entwickeln zu lassen, die nicht nur die Ruine »überdachen«, sondern gleichzeitig auch Nutzungsvorschläge beinhalten, denn in aller Regel werden nur genutzte Denkmale unterhalten und gepflegt.

Das einfachste wäre die Rekonstruktion des Baues in traditioneller Technik gewesen, wir haben aber einer modernen technischen Lösung den Vorzug gegeben.

Die Architektengemeinschaft Guggenbichler, Wagenstaller und Ziegenrücker hat sich in unserem Auftrag dieses Problems angenommen und eine realisierbare Lösung erarbeitet, die der Stadt Erfurt und der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden soll.”

Die Architektengemeinschaft konstatiert drei prinzipielle Möglichkeiten des Umgangs mit der Ruine:

  1. Denkmalpflegerische Rekonstruktion des historischen Baues
  2. Neubau unter Verwendung der vorhandenen historischen Bausubstanz mit einer neuen funktionellen Nutzung
  3. Die Ruine bleibt erhalten und Neugestaltung der Freiflächen

Ihr Entwurf folgt der Intention des Landeskonservators und sieht einen Neubau mit mehrgeschossiger Gliederung des ehemaligen Kirchenschiffes vor.

Die geforderte Nutzungsvorstellung orientiert sich in der Einordnung zweier Ausstellungsetagen mit Seminar- und Vortragsräumen, Bibliothek sowie Café/Bistro an der klassischen Museumsstruktur.

"Die neu zu schaffenden Räumlichkeiten können sicherlich auch mit anderen Nutzungskonzepten der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das ausgeführte Konzept ist lediglich als Vorschlag zu verstehen und in der Diskussion um einen Wiederaufbau mit neuer Architektursprache von sekundärer Bedeutung."

Eine öffentliche Diskussion fand nicht statt. Das Projekt geriet in Vergessenheit.

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